Zu Langsam! Nicht nur der Verkehr steht im Stau


Lokale Themen hatte ich bislang selten hier im Blog, vermutlich nahm ich es bislang einfach hin wie es ist – dazu gehört seit mindestens 20 Jahren Stau rund um das Gewerbegebiet Vahingen-Möhringen, am Südrand von Stuttgart. Zu viele Pendler wollen täglich dort hinein und wieder hinaus, und die Strassen schaffen es nicht. 60.000 Beschäftige, davon geschätzte 22.000 Pendler.

Es sind nicht nur die direkten Zugangsstraßen, sondern auch die Zubringer, die am Rande des Kollapses stehen. Und jetzt wird neu gebaut, rund 8000 Beschäftigte zusätzlich werden nach Fertigstellung der neuen Gebäude dazukommen. Zum bereits vorhandene Stau, denn die wollen ja auch zu ihren Arbeitsplätzen und am Abend wieder nach Hause. Und dass alle davon den ÖPNV nutzen ist eher unwahrscheinlich.

Da sich kurzfristig an den Strassen nicht viel ändern lässt, kam jemand auf die nachgerade geniale Idee, den Luftraum über den Strassen zu nutzen. In ich meine genial jetzt nicht ironisch, sondern lobend – denn der Raum über den Strassen ist weitgehend frei, und kann praktisch sofort für Hochbahnen oder Seilbahnen genutzt werden.

Die Gemeinderäte haben jetzt angefangen, die Idee einer Seilbahn zu diskutieren. Eine (!) Seilbahn. Und angefangen zu diskutieren. Zum einen hat eine einzige Seilbahn aber einfach nicht die Kapazität, um wirklich Abhilfe zu schaffen, zum anderen nimmt der Nutzen eines Verkehrsmittels stark mit der Anzahl der erreichbaren Orte zu. D.h. eigentlich müsste es ein ganzes Netz von Seilbahnen werden, in und um das Gewerbegebiet herum. (Es gibt dort bislang eine Buslinie, und eine Straßenbahnlinie)

Ich könnte mit vorstellen, dass die Idee der Seilbahn tatsächlich Befürworter im Gemeinderat findet. Eventuell findet sich auch Geld. Dann muss geplant werden, ausgeschrieben und gebaut. Erfahrungsgemäß dauert das gut 10 Jahre, gerne auch mal 20 oder mehr bis es dann fertig ist. Eine Linie. Noch kein Netz.

Die Gebäude sind geplant in 3 oder 4 Jahren bezugsfertig lese ich, der Baufortschritt war dieses Jahr zumindest bei dem einen Komplex  enorm, das sieht für mich eher nach bezugsfertig nächstes Jahr aus.

D.h. zwischen den Zuwachs am Verkehr und der Hoffnung auf die erste Hoch- oder Seilbahn klafft eine Lücke von 10 Jahren, realistisch eher 15, und bis zu einer echten Lösung eher 25 – bis es dann mal ein Netz von Hoch- und Seilbahnen gibt, mit nennenswerter Kapazität, vielen Haltestellen und einer guten Anbindung an die anderen Verkehrsträger.

Schade. Die Idee ist gut, und sollte angesichts der Verkehrskatastrophe sofort angegangen werden.

Ein wenig wundert es mich, dass sich die Firmen für den Standort entschieden haben, aber eventuell wurde nur die Theorie der Lage (nähe Autobahn, nähe S-Bahn, nähe Flughafen, geplanter naher Regionalbahnhalt) und nicht die tatsächliche Überlastung der Strassen betrachtet – und inzwischen auch der S-Bahn, bei der weder der Takt verdichtet noch die Züge weiter verlängert werden können, und die praktisch täglich mit Ausfällen der Technik und anderen Behinderungen auf den bis zum Limit ausgelasteten Strecken zu kämpfen hat.

Für mich als Technikfan – bitte ein Netz von Hochbahnen in Magnetschwebetechnik im bislang wenig genutzten Freiraum über den Strassen. Und jetzt. Nur so zum zeigen, dass Deutschland tatsächlich noch Lösungen zustande bringt. Moderne, kreative, effiziente und effektive Lösungen.

Wenn die Magnetschwebetechnik zu teuer ist, Seilbahnen. Das wäre immer noch kreativ, effektiv und effizient. Aber nicht erst in 15 Jahren. Denn dann isch’d Katz d‘ Bach nah, wie ma‘ hier so schee sagt.

 

 

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